Presseaussendung · 26.11.2013 Gemeinsam für ein besseres Leben mit Demenz Symposium "Freiheit versus Sicherheit" im Rahmen der Aktion Demenz

Veröffentlichung
Dienstag, 26.11.2013, 15:51 Uhr
Themen
Soziales/Demenz/Schmid
Redaktion
Thomas Mair

Koblach (VLK) – Seit über fünf Jahren macht es sich die Aktion Demenz zur Aufgabe, Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen zu unterstützen. Ziel ist es, durch lokale, regionale und internationale Aktionen möglichst viele Menschen auf möglichst vielen Ebenen zu erreichen. Dazu gehört auch das Symposium zum Thema "Freiheit versus Sicherheit", das heute (Dienstag, 26. November) in Koblach stattfindet.

"Demenz kann jeden von uns treffen, aber niemand muss damit alleine bleiben", betont Landesrätin Greti Schmid: "Meine Vision von einer gelungenen Umsetzung der Ziele der Aktion Demenz ist es, dass Menschen mit einer Demenz in jeder Gemeinde bestmögliche Rahmenbedingungen vorfinden". Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen sollen gesellschaftlich integriert bleiben. Das zu ermöglichen, so die Landesrätin, "ist nicht nur Sache von Ärzten, Fachleuten und Pflegepersonal, sondern jede und jeder Einzelne, unabhängig von Alter, Berufs oder sozialem Status, kann und soll dazu beitragen".

Städte und Gemeinden sind im Rahmen der Aktion Demenz dazu aufgerufen, sich als Modellgemeinde dafür einzusetzen, dass Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen den Platz in der Gemeinschaft und im öffentlichen Leben einnehmen bzw. behalten können, der ihnen als Mitbürgerinnen und Mitbürger zusteht. In Vorarlberg gibt es derzeit 23 Modellgemeinden. Sie bieten viele individuelle Veranstaltungen und Maßnahmen an, um in ihrer Einwohnerschaft breite Akzeptanz und ein erhöhtes Bewusstsein für die Bedürfnisse demenziell erkrankter Personen zu fördern und um die Lebensqualität demenzkranker Personen zu verbessern. Dazu zählen Demenzsprechstunden, Selbsthilfegruppen, Seniorentanznachmittage, begleitete Spaziergänge sowie Vortrags- und Filmveranstaltungen.

Symposium zum Thema "Freiheit versus Sicherheit"

Im Rahmen des Symposiums in Koblach referieren zwei namhafte Experten: Der Vortrag von Prof. Reimer Gronemeyer steht unter dem Titel "Begegnung mit dem realen Menschen".
Der Spannungsbogen zwischen einem zum eigenen Schutz ans Bett gefesselten dementen Menschen und dem zu Hause Betreuten, der sich weitgehend in seiner gewohnten Umgebung frei bewegt, aber eventuell Gefahr läuft, sich nachts in der Kälte ohne angemessene Kleidung zu verirren, könnte nicht größer sein. Dazu sagt Prof. Gronemeyer: Je mehr wir uns mit Konzepten, Standardisierungen, Qualitätskontrollen etc. gegen das Überraschende wappnen, desto weniger können wir die Erfahrung der Begegnung mit dem realen Menschen machen – und umgekehrt. Der andere gerät aus dem Blickfeld, wird gesichtslos. Wenn wir uns für die Freiheit entscheiden, müssen wir lernen, Risiken zu ertragen: Im Umgang mit Menschen mit Demenz ist das besonders deutlich und besonders dramatisch. Die Demenzdörfer, die in Mode kommen, sind wahrscheinlich Orte höchster Sicherheit und sind doch nichts anderes als ein Knast.

Prof. Thomas Klie geht in seinem Vortrag "Eure Sorge fesselt mich" auf das Spannungsfeld zwischen freiheitsentziehenden Maßnahmen und die körperliche und seelische Unversehrheit der demenzkranken Person ein. Klie: Es sind unsere Haltungen, unsere Bilder, die Versorgungskonzepte, die verantwortlich sind für das Ausmaß freiheitsentziehender Maßnahmen. Viele dieser Maßnahmen stellen aus rechtlicher Sicht einschneidende Menschenrechtsverletzungen dar. Gleichzeitig gibt es schwierige Betreuungssituationen. Die Unterstützung der Mobilität und das subjektive Erleben von Freiheit stehen manchmal im Gegensatz zur Sorge um die körperliche und seelische Unversehrtheit eines Menschen mit Demenz. Sicherheitsaspekte oder Aufsichtspflichten beeinflussen vielfach ein von (Haftungs-)Ängsten geprägtes Denken und Handeln. Nur: wer aus Haftungsangst eine Person zum Beispiel ans Bett fixiert, handelt nicht professionell. Es lohnt sich, dieser komplexen Fragestellung auf den Grund zu gehen.

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