Presseaussendung · 11.04.2024 Weiterentwicklung des Pflegekinderwesens LR Wiesflecker: Pflegefamilien leisten unschätzbare Arbeit

Veröffentlichung
Donnerstag, 11.04.2024, 12:35 Uhr
Themen
Soziales/Pflegekinder/Wiesflecker
Redaktion
Thomas Mair

Bregenz (VLK) – In einem gut einjährigen Reformprozess wurden Ziele und Maßnahmen zur Weiterentwicklung und Verbesserung des Pflegekinderwesens festgelegt. Gemeinsam mit dem Sozialpädagogen Prof. Klaus Wolf und Kinderdorf-Geschäftsführerin Alexandra Wucher präsentierte Landesrätin Katharina Wiesflecker im heutigen (Donnerstag) Pressegespräch die Ergebnisse und geplanten Schritte. Eine der Neuerungen betrifft die Pflegschaftsformen, die von bisher zwei auf vier ausgeweitet werden, informierte Wiesflecker.

„Die Anforderungen an Pflegefamilien sind sehr hoch. Sie leisten durch ihr Handeln einen wichtigen Beitrag für unsere Gesellschaft und ermöglichen Kindern das Aufwachsen in einem familiären Umfeld. Dies ist für Kinder von essentieller Bedeutung, weil sie für ein gesundes Aufwachsen stabile Beziehungs- und Bindungsangebote brauchen“, sagte die Landesrätin. Die Vermittlung von Pflegekindern in Dauer-Pflegefamilien war in den letzten Jahren tendenziell rückläufig. Aktuell (Stand 31. März 2024) werden in Vorarlberg 176 Kinder bzw. Jugendliche in Dauer-Pflegeverhältnissen (einschließlich Verwandtenpflege) betreut, weitere zwölf Kinder sind in Krisenpflegefamilien untergebracht. 

Künftige Pflegschaftsformen – von zwei auf vier

Künftig wird die bisherige „Krisenpflege“ als Angebot der Pflegekinderhilfe unter der Bezeichnung „Bereitschaftspflege“ fortgeführt. Das bedeutet auch eine mögliche zeitliche Ausweitung von drei Monaten nach Bedarf auf bis zu zwei Jahre. Die Bereitschaftspflege ist für jene Kinder gedacht, bei denen eine Kindeswohlgefährdung im Raum steht und deren weitere Perspektive ungewiss ist. Eine neue Form der Pflegschaft soll die „Entlastungpflege“ bieten, um dadurch möglicherweise Fremdunterbringungen verhindern zu können. Die Entlastungspflege wird an den Bedarf der Familie/des Kindes angepasst. Der Lebensmittelpunkt bleibt bei den Eltern(-teilen) bzw. bei der bisherigen Bezugsperson des Kindes. Von einer „Dauerpflege“ (früher Langzeitpflege) wird dann gesprochen, wenn eine minderjährige Person für unbefristete Zeit in einer Pflegefamilie untergebracht werden soll. Eine Rückführung dieser Kinder/Jugendlichen zu ihren Eltern/bisherigen Bezugspersonen ist vorerst nicht geplant.  Eine Innovation ist auch das Angebot „Verwandten- und Netzwerkpflege“. Das Vorarlberger Kinderdorf und die Abteilung Kinder- und Jugendhilfe der Bezirkshauptmannschaft Bregenz haben sich auf eine Kooperation im Rahmen dieses Projekts verständigt. 

Für diese Pflegschaftsformen braucht es Personen, die die Bereitschaft mitbringen, sich auf das Thema „Pflege und Erziehung“ einzulassen, betonte Professor Wolf: „Sie müssen sich ihrer Rolle bewusst sein und sich vorstellen können, ein Kind bzw. eine/n Jugendliche/n bei sich zu Hause aufzunehmen und die Elternfunktion auszuüben. Manche Pflegeverhältnisse werden für eine bestimmte Zeit vereinbart, andere Pflegeverhältnisse dauern länger und sind unbefristet.“

Pflegekinderhilfe im Vorarlberger Kinderdorf

Als weiteres Ergebnis des Reformprozesses wurde beim Vorarlberger Kinderdorf ein neuer Fachbereich „Pflegekinderhilfe“ geschaffen, der am 1. Mai 2024 seine Arbeit aufnehmen wird. Das Vorarlberger Kinderdorf wurde bereits vor 28 Jahren von der Abteilung Soziales und Integration des Landes Vorarlberg, Fachbereich Kinder- und Jugendhilfe, mit der Suche, Ausbildung und Vermittlung von Pflegepersonen beauftragt. Seither übernimmt der Pflegekinderdienst die Suche, Auswahl, Vorbereitung, Vermittlung und Begleitung von Pflegefamilien und ihren Pflegekindern. Derzeit werden in Vorarlberg 188 Pflegekinder in der Regel in Form der Dauerpflege betreut. Im Durchschnitt dauert ein Pflegschaftsverhältnis 12 Jahre.

In Vorarlberg ging die Anzahl an Pflegepersonen in den vergangenen fünf Jahren um fast ein Viertel zurück. Der Bedarf an Pflegefamilien ist aber weiterhin vorhanden, erklärte Alexandra Wucher, Geschäftsführerin des Vorarlberger Kinderdorfs.
Geworben wird daher für eine „Vielfalt an Familienmodellen“ – Pflegemutter und Pflegevater, gleichgeschlechtliche Paare, Personen mit queerer Identität sowie Familien mit Migrationshintergrund oder Fluchtgeschichte. Gezielt werden auch Einzelpersonen oder z.B. erwachsene Personen, die zusammen in einer Wohngemeinschaft leben, angesprochen. „Wir versuchen, durch neue Pflegschaftsformen und verbesserte Rahmenbedingungen wieder mehr Menschen für diese besondere Aufgabe zu gewinnen“, sagt Wucher.
 

Pressebilder

Ihr Browser ist veraltet!
Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser, um diese Website korrekt darzustellen!
www.outdatedbrowser.com